Mühlebach

Mühlebach – Das Dorf mit dem ältesten Dorfkern in Holzbauweise der Schweiz. Dieser offizielle Titel hat das 40-Seelen-Dorf zu recht inne, sind doch einige der Wohnhäuser und Stallgebäude über 600 Jahre alt.

Das Dorf liegt auf 1200 Metern über Meer im Herzen der Walliser Alpen. Umrundet von einer beeindruckenden Bergwelt bettet sich Mühlebach sanft an eine Bergflanke. Die zentrale Kapelle steht auf einem Hügel, der das Dorfbild prägt. Zudem hat man von dort einen aussergewöhnlichen Blick über das Goms.

Geschichte

Mühlebach wurde erstmals 1215 urkundlich erwähnt, dies im Zusammenhang mit dem Adelsgeschlecht der “von Mühlenbach”, welche als Ministeriale im Dienste des Bischofs von Sitten standen. Der Name leitet sich vom alten walliserdeutschen Wort “müllinen” her, dass so viel wie Mühlen bedeutet. Auch der Bach, der am Dorfrand plätschert, trägt den Namen Mühlebach.

Bekannt wurde das Dorf erstmals durch Kardinal Matthäus Schiner (* um 1465 in Mühlebach, † am 1. Oktober 1522 in Rom), der aus Dankbarkeit für seine Mithilfe bei den Schlachten von Pavia und Novara gegen die Franzosen unter dem Kommando von König Ludwig XII von Papst Julius II 1511 zum Kardinal ernannt wurde. Zudem beeinflusste er die Eidgenossen zu einem Bündnis mit Papst Julius II, woraus später die Schweizergarde hervorging. Das Geburtshaus von Kardinal Matthäus Schiner, gebaut 1435, ist immer noch intakt und liegt im Dorfkern von Mühlebach.

Während des 16. jahrhunderts konnten drei gebürtige Mühlebacher Einfluss auf die damalige Politik nehmen, indem sie als Landeshauptmänner der damaligen Republik Wallis fungierten. Dies waren Peter Zlauwinen, Martin Clausen und Matthäus Schiner, der Neffe des berühmten Mühlebacher Kardinals. Aber nicht nur politisch und kirchlich machten sich Einwohner von Mühlebach einen weitum bekannten Namen. So war das Bergdorf die Heimat der Bildhauerfamilie Bodmer, deren bekanntestes Mitglied Moritz Bodmer  (*1618, †1711) war. 

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Alte Postkarte mit der Dorfansicht von Mühlebach.

 

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Alte Postkarte mit der alten Holzbrücke über den Mühlebach und der kleinen Kapelle am damaligen Wegrand.

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Altes Foto der Dorfansicht von Mühlebach. Die Kapelle auf dem Dorfhügel sticht aus der Berglandschaft hervor. Im Hintergrund ist der Galenstock gut sichtbar, eines der Wahrzeichen im Goms.

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Altes Foto der alten unbefestigten Strasse zwischen Ernen und Mühlebach. Ein sogenannter “Schratthag”, eine alte Holzzaunart, begrenzt den Weg gegen die Wiesen hin. Im Hintergrund ist das Dorf Mühlebach zu sehen mit seiner markanten Kapelle “Zur Heiligen Familie” auf dem Hügel, der die Landschaft eintscheidend mitprägt.

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In den Gassen von Mühlebach sieht es heute immer noch ähnlich aus wie damals. Das Geburtshaus von Kardinal Matthäus Schiner (in der Bildmitte), kann heutzutage auf dem malerischen Dorfrundweg von aussen besichtigt werden.

Auch sportlich konnte sich eine Mühlebacherin auf der ganz grossen internationalen Bühne behaupten. Patrizia Kummer wurde 2014 in Sochi Olympiasiegerin im Snowboarden. Ihr zu Ehren wurde der Platz Eingangs Dorf bei der Brücke nach Ernen umgestaltet und nach ihr benannt.

Durch Ernen und Mühlebach verlief im frühen Mittelalter bis ins 20. Jahrhundert der Säumerweg. Als die Kantonsstrasse durchs Wallis gebaut wurde, verlegte man die Strassenführung auf die andere Talseite. Dadurch sind die Ortsbilder der Dörfer auf dieser Seite der Rhone authentisch erhalten.

Obwohl Mühlebach kirchlich immer schon zu Ernen gehörte, war es politisch eine eigenständige Gemeinde. Dies änderte sich 2004, als die Ortschaften Ausserbinn, Ernen, Mühlebach und Steinhaus zur Munizipalgemeinde Ernen fusionierten.

Rund um Mühlebach

Mühlebach liegt in Mitten der Walliser Alpen, am Rande des Unesco Welterbegebiets, und ist Teil des Landschaftsparks Binntal, welcher weltweit bekannt ist für seine einzigartigen Mineralien. Das idyllische Bergdorf verbindet einige grosse Wander- und Bikegebiete (Binntal, Bellwald, Goms und die AletschArena) miteinander, dies auch dank der im 2015 erbauten Hängebrücke “Goms Bridge”, die über die noch junge Rhone (Rotten im Walliserdialekt) tief unten in der Lammaschlucht führt. Aber nicht nur im Sommer, sondern auch im Winter ist Mühlebach ein toller Ausgangspunkt für sportliche Aktivitäten. So beginnen hier einige Schneeschuhtrails, Skitourenrouten und mit dem kostenlosen Skibus können die Skigebiete der AletschArena und von Bellwald leicht erreicht werden. Ausserdem liegt das Langlaufparadies vom Goms nur eine Bahnstation weit entfernt. Der Bahnhof liegt in Fürgangen auf der anderen Seite der Hängebrücke.

Eine liebevoll gestaltete Broschüre über Mühlebach, mit seinem ältesten Dorfkern in Holzbauweise der Schweiz, führt durch das Dorf, der im Sommer, wie auch im Winter besichtigt werden kann. Die Broschüre enthält viele spannende Informationen zur hiesigen Baukultur und den eindrucksvollen alten Gebäuden.

Der Nachbarort Ernen verwandelt sich jedes Jahr im Sommer in eine kulturelle Goldgrube dank dem Musikdorf Ernen, das während zwei Monaten neben den Musikwochen mit klassischen Konzerten und Jazzabenden, auch Schreib- und Literaturseminare bietet. Dieses Festival hat international einen ausgezeichneten Ruf, sowohl unter den Musikern, wie auch unter den Zuhörern und Seminarteilnehmern.

Mühlebach ist bei weitem nicht das einzige Bergdorf im Goms mit einer beeindruckenden Geschichte oder welches weitum bekannte Sprösslinge hervorgebracht hat. In Niederwald, dass nur eine Bahnstation weit weg liegt, ist Cäsar Ritz aufgewachsen. Er, der die Ritz Hotels aufgebaut hat und als “Der Hotelier der Könige – der König der Hoteliers” galt. Zudem ist Ulrichen der Heimatort des Ex-Fifa Präsidenten Sepp Blatter. Eine schillernde Figur in der Fussballwelt, der unter anderem mit seinen Entwicklungsprojekten die Fussballwelt in Afrika revolutioniert hat. Unser Nachbardorf Ernen hat ausserdem 1979 den Wakkerpreis für den unermüdlichen Erhalt des historischen Dorfbildes erhalten. Sehenswert sind sicherlich auch die “Grängjier Tulpe”, eine spezielle Tulpenart, die es weltweit nur ein einziges Mal gibt und zwar in Grengiols. Es ist ein herrlicher Anblick im Frühjahr, wenn diese Tulpen erblühen. Weltbekannt in der Mineralienszene ist auch das Binntal, mit seinen aussergewöhnlichen Gesteinen und Kristallen. Als Abschluss dieser Liste hier, die jedoch noch weitergeführt werden könnte, soll die Geschichte des Wäger-Baschi dienen. Er war ein legendärer Säumer aus Geschinen und ein Riese von einem Mann. Er soll sogar einmal sein eigenes Säumerpferd über einen im Weg liegenden Baumstamm getragen haben.